INSIDER der Woche
Anahita Sadighi über den Gipfel
Anahita Sadighi ist 35 Jahre alt, Galeristin in Berlin, Kulturschaffende, Influencerin und Gast auf dem nächsten INSIDE Branchen-Gipfel. Wie kam es dazu?
INSIDE: Sie sind gerade auf dem Sprung, eine Ausstellungseröffnung steht an. Um welche Ausstellung geht es?
Wir zeigen die Soloshow „In 36,000 Ways“ des belgisch- tunesischen Fotografen Karim Ben Khelifa. Seine Ausstellung ist eine dynamische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Kriegsführung, unter Einbeziehung von Fotografie und Skulptur in Form von Schrapnell, das der Künstler an der Frontlinie in der Südukraine gesammelt hat.
Im Mai kommen Sie zu uns auf den INSIDE Branchen-Gipfel. Was erwarten Sie?
Ich freue mich auf viele Gespräche mit Menschen, die sich damit beschäftigen, wie man Räume gestaltet. Wohnen ist ein vielseitiges und schönes Thema und dazu noch so persönlich. Ich bin als Kulturschaffende jeden Tag mit der Frage beschäftigt, nach was Menschen sich sehnen, mit welchen Dingen sie sich gerne umgeben. Und vielleicht bin ich das auf eine etwas andere Weise als viele Gäste auf Ihrer Veranstaltung.
Deshalb haben wir Sie eingeladen. Sie haben früh angefangen in der Kunstwelt zu arbeiten. Was treibt Sie an?
Mich treibt in meiner Arbeit die Frage an, wie man das Leben mit Kunst und Design neu denken kann. Wie kann man sich neu inspirieren lassen von Themen auch aus anderen Kulturkreisen, die viele westliche Designerinnen und Designer über die Jahrhunderte beeinflusst und nachhaltig geprägt haben. Wo gibt es Anknüpfungspunkte, die auch zu meinem Leben passen, zu meinem individuellen Stil, der sich mit der Zeit auch verändern kann. Wie finde ich heraus, was mir wirklich gefällt.
Wie finde ich denn heraus, was mir wirklich gefällt?
Ich bin der Überzeugung, dass man sich stark auf sein Gefühl verlassen kann. Wir brauchen einen sinnlicheren Zugang zu den Fragen, was uns gefällt, womit wir uns umgeben und womit wir leben möchten. Design und Kunst mit seinen Sinnen zu begegnen, ist ein großer Genuss. Der Schmuck in einem Haus, in dem es sich gut leben lässt, sollte originell und wandelbar sein. Genauso wie die Natur des Menschen.
Und wie kann man sich neu inspirieren lassen?
In dem man offen ist, weltoffen. Man sollte sich, auch wenn die Dinge um uns herum so düster sind, eine dem Leben zugewandte Haltung bewahren, mit offenen Augen durch das Leben gehen. Es wäre sicherlich auch wünschenswert, wenn mehr neue Perspektiven von weiblichen Akteurinnen in die Designwelt einfließen und mehr multidisziplinäre Ansätze Platz fänden.
Nun sind Sie eine Frau. Und Sie arbeiten anders. Wie und an was arbeiten Sie jeden Tag?
Ich bin Kulturschaffende und arbeite interdisziplinär und interkulturell. Ich handle mit antiker und zeitgenössischer Kunst, meine Galerie in Charlottenburg ist meine Inspiration. Ich habe aber auch eine limitierte Möbeledition für Freistil entworfen. Ich arbeite als Influencerin, ich entwerfe Interior-Konzepte und berate Menschen, die mit ihren Wünschen und Ideen, mit der Sehnsucht nach eine individuellen Einrichtungsstil auf mich zukommen.
Wie passt das zusammen?
Das ist nicht die Frage, die mich beschäftigt. Ich verfolge meine Arbeit mit Leidenschaft und Individualität, diese vielseitige Arbeit führt am Ende zu einem großen neuen Ganzen. Ich freue mich, wenn ich Menschen neue Impulse mit auf den Weg geben kann, die zu ihrem individuellen Stil passen oder diesen befruchten.
Als Influencerin folgen Ihnen knapp 9.000 Menschen. Das ist nicht so viel. Mit Rolf Benz oder Neff zählen Sie aber große Marken zui Ihren Kunden. Wie kam das?
Das müssen Sie die Marken fragen. Ich denke, dass mein besonderes Profil zu diesen besonderen Kooperationen geführt hat. Die Zusammenarbeit habe ich als sehr bereichernd wahrgenommen. Ich freue mich, dass sich daraus langfristige Partnerschaften und gegenseitige Wertschätzung entwickelt haben. Zusammen mit Freistil Rolf Benz und dem Architekten der Galerie Pierre Jorge Gonzalez launchen wir dieses Jahr eine neue Dinnerreihe. Design, Kunst, Kultur und Community werden dabei in einen neuen Dialog geführt.
Das Motto des Gipfels heißt in diesem Jahr angesichts der konjunkturellen Lage: Auf der Suche nach guten Antworten – mit Sinn und Verstand. Welche Auswirkungen haben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerade auf Ihr Unternehmerinnendasein im Kunst- und Kulturbetrieb?
Wie viele andere Märkte ist die Kunst- und Kulturlandschaft vielen Veränderungen unterworfen. Besonders als Unternehmerin gilt es mit dem wertvollen Fundament bestehender Erfahrungen neue Wege zu beschreiten und gleichzeitig seine Vision nicht aus den Augen zu verlieren. Sich neu zu erfinden. Solche Momente bieten auch viele Chancen, auf die wir uns freuen und gemeinsam angehen können.